Zu viel oder zu wenig?

Im letzten Blog habe ich zur Selbstliebe ermutigt. Wir sollen uns selbst lieben, weil wir sonst andere nicht lieben können. Bei der Recherche für dieses Thema bin ich auf einen christlichen Blogbeitrag gestossen, in dem sich jemand gewundert hat, dass alle über Selbstliebe reden, seiner Meinung nach aber doch die Liebe für den Nächsten das wirklich wichtige sei.

Und dann habe ich in einem Lexikon die folgende Definition für Selbstliebe gefunden: ein oft ungerechtfertigtes Gefühl der Zufriedenheit mit sich selbst oder mit seiner Situation oder seinen Leistungen.

Spannend. „Oft ungerechtfertigt“ heisst es da. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Hier ist Selbstliebe sehr negativ dargestellt. Nicht zu unrecht, denn ein übersteigertes Mass an Selbstliebe ist definitiv ungesund. Doch auch ein zu geringes Mass ist nicht gut. Ja, man kann auf beiden Seiten vom Pferd fallen. Das heisst, man kann auf verschiedene Arten das Ziel verfehlen.

Was ist denn Selbstliebe? Ich glaube, es hat mit dem Wissen um den eigenen Wert zu tun, den Gott jedem von uns unveränderlich gegeben hat. An diesem Wert kann niemand rütteln. Er ist gegeben, egal, was du selbst oder andere Menschen denken, was sie sagen oder wie sie sich verhalten. Und entsprechend dem Wissen von unserem Wert haben wir Selbstliebe oder auch nicht.

Kommen wir zurück zu der Frage, ob wir zu viel oder zu wenig haben von dieser Selbstliebe und ob wir die Menschen zur Selbstliebe ermutigen sollen oder lieber nicht.

Da gibt es die einen, denen wir zurufen wollen: „Nimm dich nicht so wichtig, denke nicht nur an dich selbst!“ Diese Menschen zweifeln an ihrem Wert, wollen aber durch ihr Verhalten und ihre Aussagen sich selbst und andere dauernd davon überzeugen, dass sie wert sind, geliebt zu sein. Sie haben sonst das Gefühl, übersehen zu werden oder zu kurz zu kommen. Sie müssen sich gut um sich selbst kümmern, weil es sonst keiner tut. Sie sind mit sich selbst beschäftigt, sodass sie ihr Gegenüber nicht spüren können und sie daher überrollen oder überfordern. Dabei sind diese Menschen teilweise die grössten Macher für gute Zwecke, weil sie auch spüren, wo andere zu kurz kommen!

Und da sind die anderen, die man ermutigen muss: „ Liebe dich selbst und denke auch mal an dich!“
Auch sie zweifeln an ihrem Wert. Doch sie haben das Gefühl, sie hätten keinen Anspruch darauf. Sie sind nicht wichtig. Und so sind sie passiv, weil sie nicht gut genug sind. Sie ziehen sich zurück und akzeptieren das. Weil sie sich keinen Wert geben, denken sie, sie dürften keine Bedürfnisse haben. Sie spüren alle anderen ausser sich selbst. Das sind die stillen Helfer, weil sie Bedürfnisse anderer wichtig nehmen.

Das heisst, beide Seiten haben eigentlich denselben Mangel: Sie fühlen sich nicht wertvoll. Doch sie bewerten diese Gedanken anders und verhalten sich somit auch gegensätzlich. In beiden Fällen ist es schwierig, andere Menschen zu lieben. Doch Jesus ist gekommen, um uns diesen Mangel zu nehmen! Er gibt uns unseren Wert. Und vergessen wir nicht, dass wir für diesen Wert nichts leisten müssen!

Ich denke, Jesus sagt den einen: „Ich bin ein Gott ist, der mehr als genug ist. Ich bin ein Gott, der dich versorgt und dir ein Leben in Fülle verspricht. Du bist wertvoll, du musst nicht dafür kämpfen! Komme zur Ruhe! Du bist geliebt und musst dir keine Sorgen machen, dass ich nicht genug für dich habe. Dein Wert steht fest, auch wenn du weniger an dich selbst denkst.“

Den anderen würde Jesus ermutigen: „Du bist geliebt, wahrgenommen, wertvoll und fähig. Du bist sicher bei mir. Du darfst und kannst aktiv Verantwortung für dich selbst und für deine Bedürfnisse übernehmen, weil du wertvoll bist! Du darfst dich selbst lieben! Du darfst an dich selbst denken!“

Wenn wir diese Zusagen Gottes für uns annehmen, dann haben wir eine gesunde Selbstliebe. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das heisst, dass wir feststehen in dieser gewaltigen Liebe Gottes, die uns unseren Wert gibt. Dann werden wir genug Liebe für uns selbst haben, sodass wir andere Menschen akzeptieren, ertragen und sogar lieben können. Denn wir wissen, dass unser Wert unabhängig von diesen Menschen ist.

Es tut gut, festzustellen, ob wir einen Mangel haben und was wir von Jesus benötigen. Wir dürfen ihn um seine Hilfe bitten, die Wahrheit zu erkennen und unseren Mangel zu beheben. Jesus ist mehr als genug und hilft uns mit all unseren Bedürfnissen, er hat immer mehr als wir brauchen!

Wir sollen weder auf den einen noch auf der anderen Seite vom Pferd fallen. Befreit von unserem Mangel an Wert sind wir fähig, unseren Nachbar/unseren Nächsten zu lieben! Nehmen wir also die Bibel zur Hand, beten, hören auf Gott und füttern unseren Geist mit dem, was uns fehlt. Lassen wir uns füllen mit Liebe und machen uns gestärkt auf den Weg, die Menschen zu lieben!

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