Muss ich oder darf ich?
Seit einigen Wochen erlebe ich einen grossen Unterschied: Ich habe beschlossen, das „müssen“ in meinen Sätzen durch ein „dürfen“ zu ersetzen. Vorher „musste“ ich einkaufen gehen und den Haushalt machen. Und ich hatte das Gefühl, es „muss“ schnell gehen, damit es erledigt ist, gehetzt und genervt. Schon meine Wortwahl zeigt meine Einstellung. Mit den Gedanken schon bei den nächsten Punkten auf meiner Liste laufe ich halb abwesend durch den Laden. Es ist mir lästig, weil ich ja „muss“. Geht es dir manchmal auch so?
Inzwischen übe ich, es so zu formulieren: Ich „darf“ einkaufen gehen. Ich bin dankbar, dass die Regale im Supermarkt gefüllt sind; ich Geld genug habe, die Nahrungsmittel für unsere täglichen Mahlzeiten einzukaufen. Ich habe die Möglichkeit, auszuwählen, was wir essen wollen und vielleicht kann ich damit einem Familienmitglied oder auch Nachbarn eine Freude damit machen! Ich „darf“ arbeiten, ich „darf“ meinen täglichen Job machen und auch die vielen kleinen Jobs zwischendrin.
Ich staune, welch grossen Unterschied das eine Wort in meinen Gefühlen und in meiner Einstellung auslöst! Mit dem „darf“ treibe ich mich selbst nicht mehr an – und bin im Endeffekt in der gleichen Zeit fertig. Es ist gesünder für mich, weil ich gelassener bin. Es überrascht mich, dass es sogar mehr Spass macht! Mein Fokus ist jetzt endlich da, wo meine Aufgaben sind.
Die andere Auswirkung: Ich bin präsent und nicht nur körperlich, sondern auch in Gedanken voll da. Dadurch werde ich wach und aufnahmefähig für meine Umgebung und die Menschen um mich herum! Das wirkt sich auch auf meine Ausstrahlung aus! Den Unterschied zwischen genervt und gelassen sieht man den Leuten ja schon von weitem an. Vielleicht sehe ich jemanden, den ich kenne und bin parat für ein Gespräch. Vielleicht ist ein aufmunterndes Wort das, was diese Person gerade braucht (oder auch ich selbst?). Hätte ich sie sonst übersehen oder wäre ihr sogar ausgewichen?
Auch in Situationen, die Angst oder Sorge auslösen, verändert ein „darf“ so einiges:
Ich „darf“ jemandem ein „Herzliches Beileid“ aussprechen und mein Mitgefühl zeigen. Selbst wenn ich Angst davor habe und es am liebsten vor mir her schieben würde, kann ich dadurch einer Person in ihrer Trauer helfen!
Ich „darf“ eine herausfordernde Aufgabe angehen, ich kann etwas lernen, auch wenn ich nicht weiss, ob ich erfolgreich sein werde. Senioren sagen oft im Lebensrückblick, dass sie wünschten, sie wären mutiger gewesen. Bin ich froh, dass ich diese neue Aufgabe anpacken darf? Ist es eine Chance?
Der grosse Unterschied zwischen „muss“ und „darf“ ist, worauf ich meinen Fokus richte. Was sehe ich? Schaue ich auf die negativen Auswirkungen wie die Angst vor diesem Gespräch oder auf meine Lustlosigkeit? Oder schaue ich auf das Positive, das fast immer zu finden ist und bin dankbar dafür? Ich stelle fest, dass ich Übung brauche. Mein Mann weist mich inzwischen darauf hin, wenn mein Satz wieder mal ein „muss“ enthält.
Tut eure Arbeit mit Eifer und Freude, als würdet ihr Gott dienen und nicht Menschen. Kol 3:23
Mit ganzer Hingabe, mit Eifer und Freude, mit Leib und Seele sollen wir unsere Arbeit tun. Wir sollen ganz dabei sein, also präsent sein. Egal, was ich tue, Jesus möchte, dass ich wach bin und mich leiten lasse durch ihn. Wenn ich präsent bin, dann bin ich empfänglich für Jesus. Wenn ich mit den Gedanken ganz da bin im Jetzt, dann kann er zu mir reden und ich höre ihn, da meine Gedanken nicht mit Gestern und Morgen und allem anderen gefüllt sind. Wenn ich präsent bin, dann werde ich seinen Willen tun, weil ich merke, was sein Wille ist!
Wo steckt deine Herausforderung? Was fällt dir schwer, willig und gerne anzupacken? Welche alltägliche Arbeit widerstrebt dir? Ich möchte dich ermutigen, aus dem „muss“ ein „darf“ zu machen. Es ist ein kleines Hilfsmittel dafür, präsent zu sein – für die Welt und für Gott!
Cooler Gedanke lg Esther