Wie füllst du deinen Akku?
Liebst du Ferien mit der ganzen Familie? 24 Stunden am Tag zusammen sein mit deinen Lieben? Ich auch, aber spätestens nach 2 Wochen sehne ich mich zurück in meinen Alltag. Ich kann dann fast nicht mehr warten, bis wir wieder zuhause sind. Seltsam, oder? Ich habe das selbst lange nicht verstanden, weil ich meine Familie liebe, gerne andere Orte und Kulturen sehe und mich gerne inspirieren lasse. Aber da gibt es für mich klar Grenzen in Ausmass und Länge.
Inzwischen ist mir klar geworden, dass das mit dem introvertiert und extrovertiert sein zusammen hängt. Und ich gehöre definitiv zu den Introvertierten! Es gibt eine Skala von sehr introvertiert bis sehr extrovertiert. Es gibt Menschen auf der ganzen Skala, das heisst, es gibt auch Menschen, die ausgewogen in der Mitte stehen, doch die meisten tendieren entweder zu einen oder anderen Seite.
Woher weisst du, wo du auf dieser Skala stehst? Frage dich, wo du deine Energie tankst.
Geht es dir gut, wenn du viel Zeit für dich alleine hast? Wie warst du als Kind? Konntest du mit einem Buch oder einer Bastelarbeit stundenlang alleine im Zimmer sitzen? Bist du erfrischt, wenn du etwas alleine für dich anpacken und erledigen kannst? Und brauchst du Ruhe nach Zeiten, in denen du mit anderen Menschen zusammen warst, auch wenn du sie sehr gerne hast? Dann heisse ich dich willkommen bei den Introvertierten!
Oder bist du aufgeladen, begeistert und voller Energie, wenn du mit anderen Menschen zusammen warst? Hat man dich als Kind selten alleine angetroffen und hast du das Alleinsein gemieden? Hast du unter dem Lockdown wirklich gelitten? Blühst du auf bei Parties? Dann gehörst du zur Spezies Extrovertiert.
Das ist angeboren und verändert sich im Laufe des Lebens nicht. Es ist von grossem Vorteil, wenn man sich selbst einschätzen kann. Was ich noch erwähnen möchte: Introvertiert ist nicht dasselbe wie schüchtern – Schüchternheit ist ein Verhalten, das sich verändern lässt, Introvertiertheit bleibt. Sie muss und kann nicht verändert werden.
Ich habe lange Zeit gedacht, ich sei falsch und hätte ein Problem, weil ich so ein Bedürfnis nach Alleinsein habe. Mein Mann dachte, ich lehne ihn ab, weil ich nicht so viel mit ihm zusammen sein wollte wie er mit mir. Doch er ist halt einfach extrovertierter! Das zu verstehen, hat uns beiden sehr geholfen. Denn er profitiert ja davon, wenn ich mich zurückziehen kann. Denn dann habe ich mehr Energie, auch für ihn! Er dagegen kann sich mit anderen Menschen treffen und so seinen Energielevel nicht nur von mir füllen lassen.
Seit ich verstehe, woher meine Energie kommt und das als gut akzeptiere, kann ich meine Bedürfnisse besser kommunizieren und schauen, dass mein Energielevel hoch bleibt. Ich weiss, dass meine Stärken im Reflektieren, Formulieren und Nachdenken liegen und dass ich deswegen auch Zeit brauche, Entscheidungen zu fällen. Ich bin tiefgründig, aufmerksam und kreativ. Mein Mann ist extrovertiert und ist eher der „Macher“. Er muss Sachen im Kopf nicht genau geplant haben, bevor er aktiv wird. Er ist gesellig, spontan und abenteuerlustig. Beide „Seiten“ haben Stärken und Schwächen und je besser wir sie kennen, umso besser können wir damit umgehen!
Gott hat uns so „gestrickt“ und es ist gut so! Keine zwei Menschen auf der Welt sind gleich. Ich nehme an, Gott hat das so gemacht, damit wir alle Facetten seines Ebenbildes leben können. Da ist nicht das eine gut und das andere schlecht! Wir dürfen alle „Typen“ schätzen und uns ergänzen lassen. Und du und ich dürfen uns selbst wertschätzen, so wie wir sind!
Wenn wir an Gott glauben, haben wir das Privileg, bei ihm Kraft tanken zu können. Dafür ziehen sich die Introvertierten zurück nach innen, um Gott zu finden. Sie verschwinden ins „stille Kämmerlein“, jede Ablenkung ist zu viel. Die Extrovertierten dagegen bekommen ihre Energie von aussen, finden Gott in der Natur und lassen sich so inspirieren und füllen. Egal, wie wir es tun, Gott freut sich daran. Lass dich füllen!