Sekt oder Orangensaft?

Als 17-jährige hatte ich einen Freund, der im BMW-Autohaus seiner Eltern als Verkäufer angestellt war. Er war der Junior und ich glaube mächtig stolz darauf.
Ich erinnere mich an die Vorfreude und Aufregung vor einem Apéro im Autohaus mit geladenen Gästen:
Es ist alles sauber geputzt, die Autos glänzen im Scheinwerferlicht, Häppchen stehen bereit und der Sekt, Orangensaft und die Gläser stehen in Reih’ und Glied auf dem Tresen. Es ist kurz bevor die Gäste eintreffen und irgendwie kommt das Gespräch auf den Sekt. Ich sage meinem Freund, dass ich nur Orangensaft trinken werde. Da sagt er mit Autorität in der Stimme: „Natürlich trinkst du Sekt, was denken sonst die Leute! Das macht man an Apéro’s, du kannst nicht nur Orangensaft trinken!“ Ich merke, dass ihm die Meinung der Menschen sehr wichtig ist – wichtiger als meine Wünsche. „Wie stehen wir dann da?“ Es fühlt sich an, als ob ich für ihn und seine Eltern peinlich wäre. Ich soll mich anpassen und eigene Wünsche hintenanstellen für das Image des Autohauses. Ich soll in ihr Schema passen.

Das schockiert mich und ich antworte: „Ich trinke Orangensaft!“ Ich trinke nicht gern Alkohol, er schmeckt mir nicht. Ausserdem verschlimmert er meine Hautprobleme. Soll ich mein Wohlbefinden ausser Acht lassen wegen den Leuten? Ich trinke meinen Orangensaft und denke, es hat wirklich niemanden interessiert.

Was tun wir alles und was tun wir alles nicht, weil wir das Gefühl haben, dass jemand uns schräg anschauen könnte! Diese Frage: „Darf ‚man‘ das?“ oder „Das macht ‚man‘ doch nicht!“ haben mich schon immer gewaltig irritiert. Darf ich ‚ich’ sein?
Kennst du diesen Spruch: „Meine Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit des anderen anfängt.“ Das heisst, meine Freiheit gehört mir und ich achte deine Freiheit. Ich muss meine Freiheit nicht einschränken, weil du andere Ideen hast, wie ‚man‘ seine Freiheit gestalten sollte.

Die Bibel sagt dies über Jesus:

Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei. Joh. 8,36

Gott sagt, er habe jeden Menschen wunderbar geschaffen und jeder Person Wert gegeben – allen gleich viel! Er hat dir und mir Freiheit gegeben, mehr als wir denken! Wenn ich zu Jesus gehöre, bin ich frei. Mein Wert hängt nicht von meinem Verhalten ab oder davon, was andere Menschen über mich denken, sondern von Gottes grosser Liebe für mich. Und natürlich geht das meilenweit über die Frage hinaus, ob ich Orangensaft oder Sekt trinken darf!

Ich möchte nicht überlegen (und tue es doch noch viel zu oft), wie mich Menschen beurteilen, je nachdem, was ich gerade mache. Ich verhalte mich noch viel zu oft unauffällig und lasse mich abschrecken davor, mutig zu sein.

Wichtig ist doch vor allem, mit meinem Gewissen und mit Gott im Reinen zu sein. Ich soll andere Menschen achten und ihren Freiraum nicht verletzen. Doch ich darf mein Leben so leben wie ich möchte, auch wenn das anderen Menschen nicht gefällt. Gott und Gottes Wort sollen mein Massstab sein. Je besser ich Gott kennenlerne, desto besser weiss ich, was er an Gutem über mich ausgesprochen hat. Und dadurch verstehe ich immer besser, wer ich bin und werde unabhängiger von der Meinung anderer Menschen. Als Gottes Kind und mit dieser Identität bin ich frei – und seine Freiheit ist viel grösser, als ich und du uns das vorstellen können!

Schränkst du dich ein wegen der Meinung anderer Menschen oder füllst du den Freiraum aus, den Gott dir gibt?

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