Lass dir die Füsse waschen!
Hast du dir schon einmal vorgestellt, wie das wäre, wenn Jesus dir die Füsse waschen würde? Wir lesen im Johannesevangelium:
Er stand vom Tisch auf, zog sein Obergewand aus und band sich ein leinenes Tuch um. Dann goss er Wasser in eine Waschschüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen, das er sich umgebunden hatte. Simon Petrus jedoch wehrte sich, als die Reihe an ihn kam. »Herr, du willst mir die Füße waschen?«, sagte er. Jesus gab ihm zur Antwort: »Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; aber später wirst du es begreifen.« »Nie und nimmer wäschst du mir die Füße!«, erklärte Petrus. Jesus entgegnete: »Wenn ich sie dir nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir.« Da rief Simon Petrus: »Herr, dann wasche mir nicht nur die Füße, wasch mir auch die Hände und den Kopf!« Jesus erwiderte: »Wer ein Bad genommen hat, ist ganz rein; er braucht sich später nur noch die Füße zu waschen. Johannes 13,4-10
Ich finde das eine interessante Geschichte und ich muss schmunzeln über die Reaktion von Petrus. Als er an die Reihe kommt, hat er das Gefühl, das geht doch nicht! Jesus ist doch sein Meister und Sohn Gottes, er kann ihm, Petrus, doch nicht die Füsse waschen und ihm wie ein einfacher untergeordneter Diener dienen! Doch Jesus sagt ihm, dass Petrus keine Gemeinschaft mit ihm hat, wenn er sich nicht dienen lässt. Was heisst denn das? Was hat das Füsse waschen mit Gemeinschaft zu tun?
Jesus sagt ja auch noch: »Wer ein Bad genommen hat, ist ganz rein; er braucht sich später nur noch die Füße zu waschen.“ Jesus benützt das Beispiel des Waschens im übertragenen Sinn für die Reinigung von Sünden. Durch seinen Tod und seine Auferstehung sind alle, die an Jesus glauben, von ihren Sünden gereinigt, das heisst, sie haben ein Bad genommen und sind rein. Das steht hier erst kurz bevor, darum können die Jünger es auch noch nicht verstehen. Doch er sagt auch, dass man sich nachher noch die Füsse waschen muss. Denn dort hängt der Strassenstaub, der sich täglich wieder ansammelt. Wenn der nicht abgewaschen wird, kann es Verkrustungen, Verhärtungen oder Verletzungen geben.
In unserem Alltag sammeln sich auch immer wieder Erlebnisse und Verletzungen an, du kannst dir das als täglichen Strassenstaub im Kopf vorstellen. Und den möchte Jesus uns in der Gemeinschaft mit ihm aus den Gedanken und der Seele waschen. Er möchte mit uns durchs Leben gehen und uns helfen, den täglichen Mist abzuwaschen, damit wir wieder rein und unbelastet in den nächsten Tag gehen können. Sonst kann es passieren, dass wir uns an den Dreck gewöhnen. Wenn die Füsse beziehungsweise die Seele mit dem Staub des Alltags verkrustet ist, ist sie nicht mehr empfindsam und stumpft ab.
Neulich hat mich jemand behandelt, als ob ich nichts wert sei, hat mich ignoriert und mir damit wehgetan. Es war wie ein winziger spitzer Stein an meiner Fusssohle. Er war klein, aber es tat weh. Ich bin in meiner Vorstellung damit zu Jesus gegangen und habe ihn gefragt, was er mir sagen möchte. Vor meinen inneren Augen hat er gestrahlt, als ich kam, hat mich in den Arm genommen und mir ohne Worte gezeigt, dass ich ihm wichtig bin. Das ist eine Erfahrung tief im Herzen wie heilender Balsam! Das war alles, was ich brauchte, um vergeben zu können. Damit war der Staub und der Stein abgewaschen und ich konnte wieder mit Frieden im Herzen weitergehen.
In seiner Anwesenheit bekommen wir einen anderen Blickwinkel auf das Leben. In der Gemeinschaft mit ihm sind Frieden und Freude in unserem Herzen! Wir dürfen und sollen täglich zu Jesus kommen und über unseren Alltag, über die schönen und natürlich die schwierigen Momente reden. Er wäscht dadurch falsche, ungute Gedanken ab und bringt Frieden in unser Denken.
Er lenkt meinen Fokus wieder auf das Reich Gottes. Dann weiss ich wieder: Ja, genau, Jesus ist für mich, ich bin gebadet und rein, ich bin sicher, geliebt und gehöre zu ihm. Und weil ich zu ihm gehöre, lädt er mich ein: Komm zu mir, ich wasche dir den Alltag von der Seele!