Fokus!
Vor kurzem steckte ich in einer etwas kräftezehrenden Situation. Es gab mehrere Vorkommnisse, in denen eine Kollegin und ich Schwierigkeiten miteinander hatten. Ich fühlte mich missverstanden und nicht ernst genommen. Mit der Zeit lag eine Spannung in der Luft, die es immer schwieriger machte, zusammenzuarbeiten. Das Vertrauen untereinander war abhanden gekommen. Ich wusste, ich sollte auf diese Person zugehen und das Gespräch suchen, doch ich hatte Hemmungen und schob es vor mir her. Kennst du das?
Es ist wie mit einem Auslegerkanu, das am Strand feststeckt und eigentlich auf’s offene Meer gehört. Um dorthin zu kommen, muss ich es zuerst auf dem Sand bis zum Wasser schieben, danach muss ich intensiv paddeln, um über die Wellen am Strand zu kommen. Doch dann bin ich auf dem offenen Wasser und kann in Ruhe paddeln oder sogar Segel setzen. Dann kostet es kaum noch Kraft; es macht Spass und wir kommen vorwärts.
Wenn ich vor allem auf die Kraft und die Mühe schaue, die ich habe, bis ich im Wasser und über den Wellen bin, dann sehe ich vor allem das Problem. Dann werde ich ein Gespräch mit der Kollegin vor mir herschieben und Gründe finden, warum ich es nicht anpacke. Und mein Boot wird mit der Zeit immer tiefer und fester im Sand stecken.
Wenn ich meinen Fokus aber auf mein Ziel, das heisst auf das ruhige Vorwärtskommen auf dem Meer beziehungsweise auf ein produktives, vertrauensvolles Arbeiten mit meiner Kollegin richte, dann werde ich meine Hemmungen überwinden und den Mut haben, die Situation anzupacken.
Dazu gibt es aufschlussreiche Verse in der Bibel:
Tragt euren Teil dazu bei, mit anderen in Frieden zu leben, so weit es möglich ist!
Römer 12,18
Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat.
Eph 4,32
Das Wort Gottes sagt, wir sollen friedfertig, gütig, mitleidig und einander vergebend sein. Das ist das Ziel.
Um dein Problem anzupacken, bringe es zuerst zu Gott und traue ihm zu, dass er dir die richtigen Worte und vor allem eine friedvolle, vergebende Einstellung für ein Gespräch gibt. Im ersten Moment eines Konflikts haben wir das Gefühl, nur der oder die andere hätte einen Fehler gemacht. Doch oft ist auch mein Verhalten problematisch für mein Gegenüber. Bete nicht dafür, dass die andere Person ihre Strafe kriegt, sondern dass Gott euch beide so führt, dass die Spannungen bereinigt werden können. Bitte darum, dass Gott dir Ohren gibt zum hören und verstehen, was in der anderen Person vorgeht. Und bitte Gott darum, dass er dir immer wieder zeigt, dass er dich liebt, dass dein Wert nicht von der anderen Person abhängt und vor allem, dass er immer bei dir ist. Bete so lange für die Situation und die Person, bis du Wohlwollen spürst und du auch deine eigenen Fehler zugeben kannst. Dann bist du bereit, das Gespräch anzupacken.
Über Konflikte zu reden, ist schwierig. Viele von uns haben es in der Kindheit nicht gelernt und auch später im Leben haben wir Angst, einen Konflikt anzusprechen und darüber zu reden. Ich kann das angehen, indem ich dem Thema auf den Grund gehe und einerseits schaue, was für mich schwierig ist und andererseits, was ich mir wünsche.
Wenn ich soweit bin, gehe ich einen Schritt auf die andere Person zu und frage, ob wir zusammensitzen und besprechen können, wie wir wieder vertrauensvoll miteinander arbeiten können.
Im Gespräch selber kann ich die andere Person fragen, was die Situation für sie schwierig gemacht hat und wo ihrer Meinung nach das Problem liegt. Vielleicht geht mir da schon ein Licht auf…
Ich kann kommunizieren, dass ich wohlwollend und offen bin und ich gerne vertrauensvoll mit ihr arbeiten möchte. Ich kann nachfragen, was ich anders machen kann, damit es besser klappt. Was braucht die andere Person von mir? Ich darf dann aber auch meine Sicht der Dinge mitteilen und darlegen, was für mich schwierig ist. Ich darf ebenfalls Wünsche aussprechen, was mir dienen würde. Nur wenn ich einen Schritt auf die andere Person zumache und mich nicht beurteilend über sie stelle, wird die andere Person offen sein und auch auf mich zugehen. Auch die andere Person wünscht sich in den meisten Fällen Frieden und Vertrauen!
Doch was ist, wenn die andere Person trotz allem nicht mitmacht und für ihren Teil des Problems nicht die Verantwortung übernimmt? Im Arbeitsverhältnis ist es wohl der Gang zum Chef und eventuell ein Gespräch zu dritt…Die schlechteste Variante ist meist, die Probleme hinunterzuschlucken, die Faust im Sack zu machen und zu warten, bis das Gras darüber wächst. Das ist nicht gesund, denn es kostet dich permanent Kraft und Nerven.
Der erste Schritt zu einem Gespräch ist nicht einfach – doch meist ist das Unbehagen nachher verschwunden und du bist froh, dass du den Mut dazu hattest! Behalte das Ziel im Auge! Viel Spass beim flotten Segeln auf dem Meer und beim freudigen Arbeiten in einer guten Atmosphäre! Gott liebt dich und ist mit dir!