Erwartungen loslassen!

Das Thema Erwartungen hat mich wieder mal beschäftigt (siehe auch älteren Post). Inspiriert von dem Autor Paul Young, der „Die Hütte“ geschrieben hat, habe ich den Zusammenhang von Erwartungen und Angst angeschaut. Er sagt, dass Erwartungen aus der Angst geboren werden. Ja, das kann ich nachvollziehen! Einige Beispiele:

Ich erwarte, dass meine Freundin sich bei mir meldet. (Die Angst dahinter: Sie mag mich nicht, sonst würde sie mich anrufen)
Ich erwarte, dass mein Leiter im Team klare Ansagen macht, was getan werden sollte (Die Angst dahinter: Ich weiss nicht, was ich tun soll und mache womöglich etwas Falsches)
Ich erwarte, dass mir meine Chefin zeigt, dass ich gute Arbeit geleistet habe (Die Angst dahinter: Sie schätzt mich oder meine Arbeit nicht, ich bin eine Versagerin)
Ich erwarte, dass mein Mann mich immer wieder fragt, wie es mir geht und dass es ihn auch wirklich interessiert (Die Angst dahinter: Ich bin ihm egal, sonst würde es ihn ja interessieren).

Diese letzte Erwartung ist ein Thema bei uns in der Partnerschaft. Ich möchte, dass mein Mann interessiert ist an mir und das dadurch zeigt, dass er mir Fragen stellt, um mich und meine Gedanken besser kennenzulernen. Es läuft so viel ab in meinem Gehirn und meinen Emotionen – interessiert ihn das? Wenn er nicht nachfragt, bin ich enttäuscht und sehe alle seine anderen Arten nicht, mir seine Liebe zu zeigen. Ich bin fixiert auf dieses eine Verhalten – und das ist ein Schuss nach hinten.

Erwartungen an andere Menschen zu haben, ist wie sie in ein Korsett zu stecken und zu verlangen, sie sollen Purzelbäume damit schlagen. Das gilt auch für uns selbst.

Bei Erwartungen ist die andere Person unter Druck, etwas zu liefern, das sie vielleicht gar nicht liefern kann. Manchmal weiss sie gar nicht, was erwartet wird, spürt aber den Druck. Die Reaktion darauf ist entweder Gegendruck, Erstarren oder Rückzug. Dies sind aber keine gewünschten Reaktionen. Erwartungen schaffen Distanz. Und sie verhindern, dass ich die Menschen wirklich wahrnehme. Du kannst dich fragen: Wo habe ich Erwartungen an andere Menschen und auf welche Angst weisen sie hin?

Das Gegenteil von Erwartungen ist Vertrauen. Erwartungen engen ein, Vertrauen macht frei.

Wenn ich Vertrauen in andere Menschen habe, dann gebe ich ihnen die Freiheit, mir das zu geben, was sie können. Sie spüren diese Freiheit und werden mir entgegenkommen. Vertrauen ist ein Schritt auf die Menschen zu.

Das ist in meiner Beziehung zu meinem Mann auch so. Weil ich ihm vertraue, lasse ich los und sehe, wie er seine Liebe ausdrückt. Und ich kann ohne Vorwurf in der Stimme den Wunsch an ihn äussern, dass ich gerne sein Interesse an mir in Form von Fragen spüren würde.

Ich vertraue nicht jedem Menschen, aber ich vertraue Gott, dass er mich führt, weil ich auf ihn höre. Ich muss dafür meinen Verstand nicht abgeben! Nur die Angst! Vertrauen ist ein Loslassen von Kontrolle. Gott sagt in der Bibel immer und immer wieder, dass wir keine Angst haben sollen. Ich darf jede Angst zu ihm bringen und loslassen.

Wenn ich für eine grosse Wandertour einen bewährten, guten Führer habe, dann kann ich vertrauen, dass er mir auch bei den schwierigen Stellen hilft, darüber hinweg zu kommen. Und er wird mich nur solche Wege führen, von denen er weiss, dass ich sie bewältigen kann. So stelle ich mir Gott vor.

Aus dieser Sicherheit heraus möchte ich grosses Vertrauen in Gott haben. Vertrauen in den Weg, den er mit mir geht, das heisst, in mein Leben mit ihm. Ich möchte auch anderen Menschen Vertrauen und Freiheit geben. Das wünsche ich mir selbst auch von meinen Mitmenschen.

Stell dir vor, du lebst ohne Erwartungen an andere, weil du weisst, dass Gott jetzt und immer mit dir ist. Du hast keine Angst, sondern du hast Vertrauen in Gott und das Leben. In dieser Freiheit werden Beziehungen gedeihen: die zu Gott und die zu den Menschen um dich herum!

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